Donnerstag, 8. Februar 2018

Dramatischer Rückgang der Kiebitze im Raum Bielefeld/Gütersloh


Im Jahresbericht 55/2017 des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend erschienen die Ergebnisse der Wiesenvogelkartierung 2016. Frank Püchel-Wieling verzeichnet eine "dramatische Abnahme des Kiebitzes Vanellus vanellus im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld".


Im Jahr 2016 wurde im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld der Kiebitz (Vanellus vanellus) im Rahmen der Wiesenvogelkartierung der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld durch eine flächendeckende Minutenfeldkartierung im April erfasst.

Dabei konnten in 625 bearbeiteten Minutenfeldern insgesamt 753 Kiebitzreviere gezählt werden, von denen 637 im Kreis Gütersloh, 24 in Bielefeld und 92 in den angrenzenden Kreisen festgestellt wurden. Insgesamt handelt es sich um die neunte Erfassung des Kiebitzes für Gütersloh und Bielefeld seit dem Jahr 1991, wobei ab 1995 ein dreijähriger Turnus eingehalten wurde. Der Vergleich mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2013 zeigt eine Abnahme des Bestandes im Kreis Gütersloh um 14 % und in der Stadt Bielefeld um 30 %. Gegenüber dem Höchstwert im Jahr 2007 mit 1 289 Revieren in beiden Gebieten hat es einen Rückgang um 49 % gegeben.

Die Auswertung der Minutenfeldkartierungen 2004 bis 2016 zeigt neben der Abnahme des Gesamtbestandes langfristig eine Abnahme der Rasterfrequenz (Anteil der vom Kiebitz besiedelten Minutenfelder) von maximal 43,4 % auf 36,8 %. Gleichzeitig nahm die Zahl der Minutenfelder mit 1–5 Kiebitzrevieren deutlich zu und die Zahlen der Minutenfelder mit 6–10 bzw. 11–100 Revieren stark ab. Im Vergleich mit Ergebnissen einer Minutenfeldkartierung aus den Jahren 1972/73 im Nordwesten des Kreises Gütersloh (83 MF) konnte eine Abnahme der Rasterfrequenz von 94 % auf 45 % im Jahr 2016 nachgewiesen werden. Damit hat sich die vom Kiebitz besiedelte Fläche praktisch halbiert. Innerhalb von Nordrhein- Westfalen gehört das Ostmünsterland zu den vom Kiebitz am dichtesten besiedelten Landschaftsräumen.

Mit der Abnahme des Bestandes fiel die Siedlungsdichte im Kreis Gütersloh erstmals seit Beginn der Kartierungen auf einen Wert unter 0,7 Reviere/km² und in der Stadt Bielefeld auf 0,09 Reviere/km². Schon 1991 siedelten sich ca. 60 % der Kiebitze auf Ackerflächen und 40 % auf Grünlandflächen an. Aktuell wurden Werte von über 90 % für Äcker und nur noch 8 % für Grünland ermittelt. Andere Nutzungsarten (Brachen, Regenrückhaltebecken, große Baustellen) haben keine Bedeutung für die Kiebitzpopulation in unserer Region.

Im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld werden verstärkt seit 2016 Maßnahmen zum Schutz des Kiebitzes durchgeführt. Neben dem Schutz von Gelegen vor der Zerstörung durch landwirtschaftliche Tätigkeiten (freiwillige Maßnahme) in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft (Markierung von Gelegen) konnten Landwirte Entschädigungen bekommen, wenn sie Teile von Mais-Äckern mit Bruten des Kiebitzes kurzfristig aus der Bewirtschaftung nahmen oder mehrjährige Verträge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes abschlossen. Erste Ergebnisse der Schutzbemühungen zeigten unterschiedliche Erfolge in benachbarten Regionen. So waren 2016 Gelegeschutzmaßnahmen in der Stadt Gütersloh erfolgreich, brachten aber in der Stadt Bielefeld nicht den erwarteten Erfolg. Die Kartierungen im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld belegen einen langfristigen negativen Trend des Kiebitzes, der ohne deutliche Veränderungen der Landnutzung auf der gesamten Fläche weiterhin anhalten wird.

Zum kompletten Artikel im Jahresbericht (PDF)
Naturwissenschaftlicher Verein für Bielefeld und Umgegend

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